Jugendaustausch Sambia 2018/19

Nachhaltigkeit rockt!

 

Unter diesem Motto beschäftigt sich eine Gruppe aus Young Professionals von DACHSER und Studierenden aus dem terre des hommes-Netzwerk intensiv mit dem UN-Nachhaltigkeitsziel „Nachhaltige Städte und Gemeinden“. Gemeinsam mit Jugendlichen aus Sambia werden bis 2020 verschiedene Projekte entwickelt, die auf dieses Ziel einzahlen.

 

Nach einigen Vorbereitungs-Workshops reisten dafür 12 Jugendliche im September 2018 nach Sambia, in die Hauptstadt der Südprovinz, Livingstone. Die Jugendlichen erhielten insbesondere durch die Organisation „Environment Africa“, ein lokaler Partner von terre des hommes, tiefgreifende Einblicke in die Arbeit und Projekte einer lokalen Jugendgruppe. Diese engagieren sich, die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern.

 

Erfahren Sie hier mehr über die Eindrücke und den Austausch dieser fast vierwöchigen Reise in denen es viel Freude und Austausch, aber auch nachdenkliche und stille Momente gab.

Jan Alex (26 Jahre alt, Head Office Kempten, Pallet-Service-Pooling) über die Projektarbeit zwischen DACHSER und terre des hommes in Sambia: "Die Unterstützung von terre des hommes hat in Sambia erst begonnen, und es gibt noch sehr viel zu tun. Trotzdem hat mich begeistert, mit wieviel Elan und Fleiß wir zusammen Mango-Setzlinge in den trockenen und steinigen Boden gepflanzt haben. Wo vorher ein Müllabladeplatz war, werden diese den Straßenverkäufern in einigen Jahren Schatten spenden.“

Christopher (24 Jahre alt, DACHSER Logistikzentrum Karlsruhe, Dualer Student BWL Spedition, Transport und Logistik) über die Reise nach Sambia im Rahmen der terre des hommes Projekte: „Mir fiel in unseren Gastfamilien auf, dass die Menschen in Sambia unglaublich gastfreundlich waren. Ich fühlte mich wie ein Familienmitglied. Auch die Chance auf Bildung wird hier sehr geschätzt. So hatte ich beim Besuch eines Internats den Eindruck, dass die Kinder und Jugendlichen sich hier viel mehr auf die Schule freuen und diese Chance sehr viel mehr wertschätzen, als dies in Deutschland der Fall ist.“

Jan (24 Jahre alt, Niederlassung Hamburg, Sales Team) über seine Erfahrungen in Sambia: „Die Armut ist hier allgegenwärtig. Trotzdem hat es mich sehr beeindruckt, dass insbesondere diejenigen, die weder Wasser oder Strom, noch ein Handy oder Fernseher haben eine sehr ansteckende Lebensfreude besitzen und viel am Lachen sind. An dieser Erinnerung möchte ich festhalten, wenn ich zurück in Deutschland bin und es mich dort schnell nervt, wenn meine Bahn nicht fährt oder es den ganzen Tag regnet.“

Louisa (22 Jahre alt, Studentin der Sozialwissenschaften B.A.) über die Reise nach Sambia im Rahmen der terre des hommes Projekte: „Chancengleichheit und ein friedliches Miteinander sind mir sehr wichtig und deshalb engagiere ich mich schon seit längerem sozial. Ich war bereits zweimal in Afrika. Bei dieser Reise in Zusammenarbeit mit terre des hommes hoffe ich, dass durch die Projekte vor Ort den benachteiligen Menschen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, damit sie ihr Leben positiv entwickeln können.

Luise (22 Jahre alt, Niederlassung Schönefeld, Personalreferentin) über die Reise nach Sambia: „Mit der Relevanz von Nachhaltigkeit habe ich mich im Vorfeld, um ehrlich zu sein, noch nicht so umfassend beschäftigt. Ich empfand es als einmalige und spannende Chance, an einem Projekt in dieser Art und Weise teilzunehmen und gleichzeitig auch mein Umfeld zu animieren, sich zu engagieren. Und natürlich hat der geplante Austausch mit jungen Leuten einer anderen Kultur alles noch umso aufregender gemacht.“

Lukas (24 Jahre alt, Niederlassung Berlin, Speditionskaufmann) über seine Erfahrungen in Sambia: „Der Austausch mit den Jugendlichen vor Ort war spannend und lehrreich. Die Jugendlichen sind tagtäglich mit einer Vielzahl von Widrigkeiten und Herausforderungen konfrontiert, da sehr viele Sambier noch nicht für das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz sensibilisiert sind. Den Aufenthalt in Sambia werde ich nie vergessen, da er mich wirklich beeindruckt und verändert hat.“

Melanie (25 Jahre alt, Niederlassung Köln, Verkaufsinnendienst) über ihre Erfahrungen nach der Sambia Reise: „Mir ist in meinem Konsumverhalten vieles bewusster geworden und ich habe seit dem Projektstart mein Verhalten auch schrittweise geändert: Ich dusche mit Seife statt mit Duschgel, versuche möglichst regional und verpackungsfrei einzukaufen, nutze Kaffeepads statt Kapseln und habe mir einen SodaStream, wiederverwendbare Abschminkpads und eine Edelstahlflasche für unterwegs angeschafft. Seit der Reise habe ich auch keine Kleidung mehr online bestellt und versuche, bisher erfolgreich, bewusster zu konsumieren.“

Noemi (21 Jahre alt, Studentin der Biologie und Geographie) über die Projektarbeit zwischen DACHSER und terre des hommes: „Soziales Engagement begleitet mich schon mein ganzes Leben. Wir möchten unsere Stadt unter ökologischen Aspekten gestalten und verbessern. Hier unterstützt uns terre des hommes mit ihrem Blickwinkel auf soziales Engagement ungemein. Und bei der wirtschaftlichen Umsetzung unserer Ideen können wir auf das Netzwerk und den Austausch mit DACHSER zählen. Deshalb wurde das Projekt bewusst auf zwei Jahre Zusammenarbeit ausgelegt. Innerhalb von zwei Jahren können wir tatsächlich unsere Ideen umsetzen und Nachhaltigkeit in unser Umfeld integrieren.“

Sophie (21 Jahre alt, Studentin) über ihre Erfahrungen in Sambia: „Wir vergessen viel zu oft, welcher Luxus für uns selbstverständlich ist und dass man auch mit weniger Komfort ein glückliches Leben führen kann. Das ist mir in meiner Gastfamilie sehr bewusst geworden. In Sambia ist es nämlich nicht selbstverständlich, ein eigenes Zimmer zu haben, dass das Wasser immer fließt oder der Strom ständig verfügbar ist. Aber deshalb den Humor verlieren? Undenkbar!“

Tara (28 Jahre alt, Head Office Kempten, Datenanalytikerin) über die Reise nach Sambia: „Ich war regelrecht geschockt von unserem Besuch auf einer Müllkippe. Alles wird unkontrolliert abgeladen und von Menschen mit bloßen Händen bearbeitet. Arbeits- oder gar Schutzkleidung ist hier Fehlanzeige. Und dann dieser stechend beißende Geruch, von verbranntem Müll in Augen und Nase und diese massenhaften Fliegenschwärme. Ich fühlte mich in diesem Moment ziemlich hilflos und unsicher.“

Tamara (20 Jahre alt, Head Office Kempten, Assistentin) über ihre Erfahrungen nach der Sambia Reise: „Wir waren mit den sambischen Jugendlichen zwei Tage beim Campen. Die Gespräche haben mich sehr beeindruckt. Ich habe dort einen besseren Einblick in die sambische Kultur, das Bildungssystem und die Politik erhalten. Auch über das Rollenverständnis von Mann und Frau haben wir gesprochen, das hier in Sambia noch sehr traditionell ist: Der Mann kümmert sich um das Geld, die Frau um das Haus und die Kinder.“

Die Reisestationen

Mwatambulwa ku Zambia - Willkommen in Sambia: Nach vielen E-Mails und Telefonaten ist es endlich soweit: die Jugendgruppen treffen sich endlich persönlich am Flughafen in Livingstone. Spontane Tanzeinlagen zu Ehren der Gäste lässt dann auch die letzte Nervosität bei den DACHSER Young Professionals verfliegen. Das Abenteuer Sambia beginnt. Viel Zeit zum Ausruhen blieb allerdings nicht, denn das Programm des knapp vierwöchigen Aufenthalts ist straff organisiert. Bereits in den ersten Tagen erfuhren die Jugendlichen viel über die aktuelle Situation in Sambia und lernten die Projekte der einzelnen Organisationen kennen. Unter anderem stellte sich die Organisation Environment Africa vor, die seit 1986 besteht. Aktuell ist eines ihrer größten Projekte die Bodenaufbereitung in Kabwe, Sambia. Dort wurde 1994 die örtliche Bleimine geschlossen - die Folgen sind allerdings für die Umwelt und die Menschen bis heute spürbar. Mit der World Bank hat die Organisation nun einen Unterstützer gefunden, der die Bodenaufbereitung mitfinanziert.

 

Eines produzieren wir jeden Tag, daheim wie unterwegs: Müll. Wir packen ihn in den Mülleimer und das war’s. Was weiter damit passiert, darum kümmern wir uns normalerweise nicht. Doch Müll muss irgendwie verwertet und entsorgt werden. Die sambischen Jugendlichen des terre des hommes-Partners „Environment Africa“ setzen sich mit dem Thema Müllmanagement in Livingstone auseinander. Und so folgt für die Jugendlichen nach dem fröhlichen „Hallo“ schon bald die traurige Realität. Beim Besuch der örtlichen Müllhalde in Livingstone sind die Jugendlichen tief ergriffen. Der beißende Geruch, die Arbeitsbedingungen, die eigentlich gar keine sind, und mitten drin Müll sammelnde Kinder - die Jugendgruppe ist fest entschlossen, an einer Umstellung der Lage mitzuwirken.

 

Mangobäume: Eines der Projekte der sambischen Jugendgruppe sieht vor, Plätze, die bisher zur illegalen Müllablagerung genutzt wurden, zu begrünen. Unterstützt durch die neuen deutschen Freunde pflanzten sie einen Tag lang die Setzlinge von Mangobäumen. Um die empfindlichen Bäumchen vor unachtsamen Füßen zu schützen, sammelten sie Steine und umrahmten die Pflanzen mit ihnen. In einigen Jahren sollen die Bäume dann einmal den Straßenverkäufern Schatten spenden.

 

 

 

Interkultureller Austausch: Neben vielen Vorträgen der lokalen Organisationen, wie zum Beispiel Environment Africa, über deren Arbeit die Jugendlichen viel lernten, stand auch der interkulturelle Austausch auf dem Programm. Kurzerhand bastelten die Teilnehmer aus Stecken, Socken und Moosgummi Steckenpferde und ritten darauf singend durch den Raum. Das Ziel? Die Darstellung des Osnabrücker Friedensritts, der jährlich in Erinnerung an den Westfälischen Frieden 1648 durchgeführt wird. Danach waren die sambischen Jugendlichen an der Reihe. Mit Trommeln, Gesang und bunten Gewändern wurde ein landestypischer „Chasing Dance“ aufgeführt.

 

 

Mitten im sambischen Leben: Im Zeichen des besseren Verständnisses für die fremde Kultur stand auch der Besuch in den Gastfamilien. Vier Tage verbrachten die deutschen Teilnehmer bei einem Mitglied der sambischen Jugendgruppe und erlebten dessen Familienalltag. Ein Zimmer mit mehreren Leuten zu teilen, auf fließendes Wasser zu verzichten, nur sporadisch Strom zu haben und im Freien auf Kohlen zu Kochen waren dabei nur einige der Herausforderungen.

 

 

Ein Abschied - aber nicht für lange

Nach mehr als drei Wochen mit täglich neuen Erfahrungen und Eindrücken heißt es schließlich Abschied nehmen - zumindest auf Zeit: Bis zum nächsten Jahr, wenn die sambischen Jugendlichen nach Deutschland kommen, um mehr über unsere Kultur, Gepflogenheiten und unser Müllmanagement zu lernen.

Dialog zwischen Nationen und Kulturen

Zum Abschluss des Jugendaustauschprojekts besuchten im Juli 2019 fünf Projektteilnehmer aus Sambia Deutschland. Sie nahmen viele Impulse und prägende Eindrücke mit nach Hause.

 

„Von den Erfahrungen, den Diskussionen mit anderen, neuen Kontakten und Ideen zu zukünftigen Kooperationen werde ich mit Sicherheit profitieren“, sagt Ireen Ng’andu aus Sambia. „Es war interessant, durch das ganze Land zu reisen und immer wieder unsere Projektidee zu präsentieren und zu teilen. Ich freue mich schon sehr, zu Hause in Livingstone etwas zu verändern und meine Erfahrungen mit den Leuten dort zu teilen.“

Müllmanagement im Fokus

 

Neben verschiedenen Workshops besuchte die sambische Delegation einen Abfallwirtschaftshof und erhielt über die deutschen Auszubildenden im DACHSER Head Office in Kempten authentische Einblicke in das deutsche Ausbildungssystem und die unterschiedlichen Ausbildungsberufe. Vor dem Hintergrund des Projektes interessierten sich die jungen Sambier besonders für Nachhaltigkeitsaspekte, wie zum Beispiel die Funktionsweise der Biogasanlage eines Biohofs. In Gesprächsrunden zu kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschieden berichteten die afrikanischen Gäste von möglichen Lebenswegen in Sambia nach Beendigung der Schule. Ein Highlight des Besuchs war das spontane Treffen mit Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller bei einer Stadtführung durch Kempten. Das Jugendaustauschprojekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

 

Auch auf der Seite der deutschen Projektteilnehmer zeigt der Austausch erste Wirkung: In einem Projekt zum Thema "Biodiversität" zogen Ende Juli zwei Bienenvölker auf den Campus des DACHSER Head Offices.

 

Bernhard Simon - Zitat

Wir leben in einer globalisierten Welt. Das hat nur Zukunft, wenn es auf allen Seiten Verständnis und Austausch gibt.

Bernhard Simon, CEO von DACHSER

Auch nach Ablauf der Projektlaufzeit im Dezember dieses Jahres werden die deutschen und sambischen Jugendlichen weiterhin in Kontakt bleiben, Ideen austauschen und so weiter zum Dialog zwischen den Nationen und Kulturen beitragen.